Am 25. November 2025 brach im SIGNAL IDUNA PARK die Stimmung los wie seit Langem nicht mehr: 81.365 Zuschauer standen auf den Tribünen, sangen, klatschten, atmeten mit – und wurden belohnt mit einem Champions League-Sieg, der mehr als nur drei Punkte bedeutete. Borussia Dortmund besiegte den FC Villarreal mit 4:0, und plötzlich, nach drei Spielen ohne Sieg, rückte die Mannschaft wieder ins Blickfeld der europäischen Elite. Der Schlüssel? Ein Mann: Serhou Guirassy. Der guineische Stürmer, der seit seiner Verpflichtung aus Lille oft als teure Anschaffung diskutiert wurde, verwandelte sich in den entscheidenden Taktiker – mit zwei Toren, die das Spiel drehen ließen.
Die Wende in der Halbzeitpause
Die erste Halbzeit war ein Spiel der Nerven, nicht der Chancen. FC Villarreal, trainiert von Marcelino García Toral, spielte diszipliniert, konterte präzise – und ließ Dortmund fast nichts zu. Die Schwarzgelben dominierten den Ball, aber nicht das Spiel. Bis zur 47. Minute. Da hob Guirassy nach einem Eckball von Julian Brandt den Kopf – und der Ball flog wie ein Pfeil ins obere Dreieck. 1:0. Die Menge explodierte. Kein Jubel, kein Laut, der nicht von der Leidenschaft des Stadions verschluckt worden wäre. Es war das erste Tor nach 450 Minuten ohne Treffer in der Champions League. Endlich.
Und dann kam der Moment, der alles veränderte. In der 52. Minute, nach einer hereingeschlagenen Flanke, hob Juan Foyth den Arm – auf der Torlinie. Der Video-Assistent Daniele Chiffi rief an. Der italienische Schiedsrichter Davide Massa zeigte die Rote Karte. Elfmeter. Guirassy trat an – und traf nicht gleich. Der Torhüter Luiz Junior hielt, doch der Nachschuss war unmissverständlich: 2:0. Drei Minuten später, in der 55., wurde der Ball erneut in den Strafraum gespielt, und Karim Adeyemi, der nach seiner Waffenbesitz-Affäre erstmals wieder in der Startelf stand, zog ab – 3:0. Ein Tor, das nicht nur die Führung vergrößerte, sondern auch die letzte Zweifel in der Mannschaft zerstreute.
Die letzte Zündung: Svensson und die Abwehr
Es war nicht perfekt. Fabio Silva verschoss in der 82. Minute einen Foulelfmeter – die Latte rettete Villarreal. Doch die Energie blieb. In der fünften Minute der Nachspielzeit, als die Zuschauer schon an den Ausgang dachten, kam Daniel Svensson von links, drang ins Herz der Abwehr und schoss mit dem Innenspann – 4:0. Ein Tor, das wie ein Abschlussgeschenk wirkte. 7,2 Kilometer Laufleistung mehr als Villarreal. Ein Zeichen. Ein Statement.
Nico Schlotterbeck, der Abwehrchef, sprach nach dem Spiel mit der Ruhe eines Mannes, der weiß, worauf es ankommt: "Die Rote Karte hat uns gutgetan. Wir sind besser aus der Halbzeit gekommen als gegen Stuttgart. Und wenn wir zu Hause spielen, wenn das Flutlicht angeht – dann sind wir schwer zu schlagen." Er nannte eine Zahl: 16 bis 17 Punkte, um das Achtelfinale zu erreichen. "Zwei Heimspiele noch. Gewinnen wir beide, sind wir durch. Punkt."
Die Zahlen hinter dem Sieg
Die Statistiken sprechen eine klare Sprache. Vor dem Spiel lag Borussia Dortmund mit sieben Punkten aus vier Spielen auf Rang 14 – nur drei Punkte hinter dem direkten Qualifikationsplatz. FC Villarreal, der Europa-League-Sieger von 2021, rangierte mit null Punkten auf Platz 32 – einer von acht Mannschaften ohne Sieg. Dies war das erste direkte Duell zwischen beiden Klubs in der Vereinsgeschichte. Und es war das 46. Spiel gegen einen spanischen Gegner für Dortmund – mit nur einer Niederlage in acht Heimspielen.
Guirassy, Spieler des Spiels, erzielte damit seinen dritten Treffer in dieser Champions-League-Saison. In den vier Heimspielen der Gruppenphase hatte Dortmund jeweils vier Tore erzielt – ein Muster, das nun wieder greift. Die Abwehr blieb zudem 360 Minuten ohne Gegentor. Ein Zeichen dafür, dass die Mannschaft nicht nur im Angriff, sondern auch in der Organisation wächst.
Was kommt jetzt?
Der nächste Gegner: FK Bodø/Glimt. Die Norweger, die in der Gruppe als Überraschungsmannschaft gelten, haben eine starke Heimform, aber schwache Auswärtsspiele. Für Dortmund ist das eine Chance – und eine Pflicht. Denn wenn die Mannschaft jetzt in der Liga gegen RB Leipzig und Bayern München punktet, könnte der Traum vom Achtelfinale Realität werden.
Trainer Niko Kovac wechselte Guirassy nach 68 Minuten aus – nicht aus Misstrauen, sondern aus Strategie. "Wir brauchen ihn für die nächsten Spiele. Und wir haben die Kraft, ihn zu schonen. Das war kein Auswechseln, sondern ein Respekt.“
Was bedeutet dieser Sieg wirklich?
Es war kein Meisterschaftssieg. Kein Pokalendspiel. Aber es war ein Wendepunkt. Nach drei Niederlagen und einem Unentschieden in der Bundesliga, nach Kritik an der Offensive, nach der Diskussion um Adeyemi und der Frage, ob Guirassy den Erwartungen gerecht wird – da war dieser Abend wie ein Atemzug nach einem langen, anstrengenden Winter. Die Fans sangen wieder. Die Spieler blickten sich an und lächelten. Und die Tabelle? Die hat plötzlich wieder einen Sinn.
Frequently Asked Questions
Warum war die Rote Karte für Juan Foyth so entscheidend?
Die Rote Karte für Juan Foyth war entscheidend, weil er absichtlich mit der Hand den Ball auf der Torlinie abwehrte – ein klarer Handelfmeter gemäß FIFA-Regel 12. Die Karte veränderte das Spiel: Villarreal musste mit zehn Spielern spielen, was die Defensive überforderte. Dortmund nutzte die Überzahl, um drei Tore in 13 Minuten zu erzielen. Ohne die Karte wäre das Spiel wahrscheinlich 1:0 geblieben – und die Dynamik anders verlaufen.
Wie hat sich Serhou Guirassy in dieser Saison entwickelt?
Guirassy, der 2024 aus Lille nach Dortmund wechselte, war zunächst als teure, aber unzuverlässige Option kritisiert worden. Doch in dieser Champions-League-Saison hat er sich als klare Nummer 9 etabliert: drei Tore in vier Spielen, davon zwei in der Heimpartie gegen Villarreal. Seine Kopfballstärke, seine Positionierung und seine Ruhe im Strafraum haben ihn zum Schlüsselspieler gemacht – und zeigen, dass er nicht nur physisch, sondern auch mental reif geworden ist.
Was bedeutet der elfte Heimsieg in Folge für die Saisonziele?
Der elfte Heimsieg in Folge ist ein historischer Meilenstein für Borussia Dortmund: Noch nie seit 2011 war die Mannschaft so unbesiegt in der eigenen Halle. Das zeigt: Der SIGNAL IDUNA PARK ist eine echte Festung. Für die Champions League bedeutet das: Jedes Heimspiel ist ein Punktgewinn. Mit zwei Heimspielen noch in der Gruppenphase – gegen Bodø/Glimt und einen noch unbekannten Gegner – ist die direkte Qualifikation für das Achtelfinale realistisch, wenn Dortmund diese beiden Spiele gewinnt.
Warum ist Karim Adeyemi nach seiner Affäre wieder in der Startelf?
Nach seiner Waffenbesitz-Affäre im Herbst 2025 wurde Adeyemi vorübergehend aus dem Kader genommen. Doch nach internen Gesprächen mit dem Verein und einer Verhaltensänderung wurde er wieder integriert. Sein Tor gegen Villarreal war sein erstes seit drei Monaten – und es war entscheidend. Trainer Kovac betonte: "Er hat den Weg zurück verdient. Und er hat gezeigt, dass er für das Team mehr ist als nur ein Torschütze."
Wie viele Punkte braucht Dortmund noch für das Achtelfinale?
Mit sieben Punkten aus vier Spielen ist Dortmund noch nicht sicher. Der direkte Qualifikationsplatz liegt bei neun Punkten, aber mit den starken Gegnern in der Gruppe – wie Juventus Turin – braucht es mindestens 16 bis 17 Punkte, um sicher zu sein. Zwei Heimspiele bleiben: gegen Bodø/Glimt und den letzten Gruppengegner. Ein Sieg gegen Bodø und ein Unentschieden gegen den letzten Gegner reichen, wenn Villarreal gegen die anderen Teams verliert.
Warum ist die Leistung der Abwehr so wichtig für diese Saison?
In den letzten drei Saisons war Dortmunds Abwehr oft die Schwachstelle – besonders in der Champions League. Diesmal: 360 Minuten ohne Gegentor. Nico Schlotterbeck, Manuel Akanji und Emre Can arbeiten als Einheit. Kein Fehler, keine Lücke. Das ist der Grund, warum die Offensive jetzt funktioniert: Die Spieler wissen, dass sie riskieren können. Der Sieg gegen Villarreal war kein Glück – er war System.