Elch Emil: Nach 34 Tagen in Österreich sicher im Böhmerwald freigelassen

Elch Emil: Nach 34 Tagen in Österreich sicher im Böhmerwald freigelassen

Sep, 23 2025

Ein ungewöhnlicher Weg durch Österreich

Der Elch Emil wurde erstmals überregional bekannt, als er im Frühjahr die Gleise in St. Pölten besetzte und den Zugverkehr zum Erliegen brachte. Das Bild eines riesigen Tieres, das unbeirrt über die Schienen läuft, löste sofort ein mediales Echo aus. Kurz darauf schwamm er den breiten Fluss Donau, ein ungewöhnliches Verhalten für einen Elch, und setzte seine Reise nach Westen fort.

Im Laufe der nächsten Wochen drang Emil immer weiter in Oberösterreich vor. Er überquerte die Enns, durchquerte weite Wiesen und wurde zu einem wandelnden Symbol für Wildtiere in der Nähe von Siedlungen. Die Öffentlichkeit verfolgte seine Route live über Social‑Media‑Kanäle, und zahlreiche Menschen versuchten, ihn aus nächster Nähe zu beobachten.

  • Erste Medienaufmerksamkeit: Gleise in St. Pölten
  • Schwimmen über die Donau – seltener Vorgang für Elche
  • Durchquerung der Enns und Annäherung an die Westautobahn

Die Gefahr wuchs, als er am Montagmorgen nur noch rund 200 Meter von der stark befahrenen Westautobahn bei Sattledt entfernt war. Der Versuch, über den Zaun zu klettern, brachte die Situation auf ein kritisches Niveau – ein Zusammenstoß mit schnellen Fahrzeugen wäre fast unvermeidlich gewesen.

Die Rettungsaktion: SOKO Elch in Aktion

Auf Anraten der landesweiten Landwirtschaftsministerin Michaela Langer‑Weninger wurde ein spezielles Einsatzteam, das "SOKO Elch", zusammengestellt. Das Team bestand aus Wildtierbiologen, Veterinärmedizinern, Jägern, Polizeikräften und Experten der Feuerwehren. Früh am Morgen, um 5:30 Uhr, positionierten sie sich entlang der Route, um Emil zu fangen, bevor er die Autobahn erreichte.

Die Betäubung erfolgte mit einer speziell kalibrierten Tränkgun. Veterinärin Claudia Bieber vom Forschungsinstitut für Wildökologie in Wien überwachte die Dosierung und bestätigte, dass das Tier schnell einschlief. Danach wurden Thermal‑Kameras und Drohnen eingesetzt, um den genauen Aufenthaltsort des schlafenden Elchs zu verfolgen.

Während der Anästhesie wurden mehrere medizinische Maßnahmen durchgeführt:

  1. Verabreichung von Infusionen zur Stabilisierung
  2. Messung der Sauerstoffsättigung
  3. Entnahme von Blut‑ und Urinproben für Gesundheits‑ und Herkunftsanalyse

Nach etwa einer Stunde, in der Emil unter ständiger Beobachtung blieb, transportierten Feuerwehrleute ihn behutsam in einen Spezial‑Transporter. Ein Tierarzt begleitete ihn die gesamte Strecke, um sofort eingreifen zu können, falls Komplikationen auftreten sollten.

Der Zielort war das nördliche Ende des Böhmerwaldes, direkt an die Grenze zur Tschechischen Republik und in die Nähe des Šumava‑Nationalparks. Dieses Gebiet beherbergt seit dem 18. Jahrhundert eine kleine, aber stabile Elchpopulation – genau das Umfeld, das Emil nach seiner langen Wanderung benötigte.

Um 9:30 Uhr verließ Emil den Transporter, stand selbstbewusst im dichten Wald und begann sofort, die Umgebung zu erkunden. Erste Beobachtungen zeigten, dass er normal äßte und keinerlei Anzeichen von Stress zeigte.

Die Entscheidung, Emil zu betäuben, war nicht unumstritten. Vor der Rettungsaktion hatten zwei Petitionen mit dem Aufruf "Keine Betäubung von Elch Emil" und "Keine Sedierung von Elch Emil" online gestreut. Kritiker warnten vor der Sensationsgier der Medien und dem Risiko, dass Zuschauer das Tier gefährden könnten. Die Behörden wogen jedoch das unmittelbare Risiko einer Kollision mit der Autobahn schwerer als den öffentlichen Protest ab.

Die gesamte Aktion demonstrierte, wie moderne Wildtier‑Management‑Strategien und interdisziplinäre Zusammenarbeit in Echtzeit funktionieren können. Sie zeigte auch, dass ein einzelnes Tier, das plötzlich zum Gesprächsthema wird, sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Naturschutz, Medien und Öffentlichkeit mit sich bringt.

Der weitere Verlauf von Emils neues Leben im Böhmerwald bleibt abzuwarten. Beobachter werden ihn künftig mit Drohnen und Thermalkameras im Auge behalten, um sicherzustellen, dass er sich gut eingewöhnt und keine neuen Konflikte entstehen.