Als Georgien am 26. Juni 2024 in Gelsenkirchen den 2:0‑Sieg über Portugal einfuhr, sicherte sich das Land als letzter der vier besten Gruppendritte das Achtelfinale der UEFA‑Europameisterschaft 2024. Der Gegner? Spanien. Und während die Georgier jubelten, musste Ungarn bitter feststellen, dass sich das Blatt dank der gleichen Torbilanz, aber schlechterer Tordifferenz, gewendet hatte.
Die neue Regel für die besten Gruppendritten – ein kurzer Überblick
Für die EM‑2024 hat die UEFA ein ungewöhnliches Verfahren beschlossen: Von den sechs Dritten der jeweiligen Gruppen ziehen nur noch vier in die K.O.-Phase ein. Bis 2016 waren es sogar fünf. Die Entscheidung sollte die K.O.-Runde kompakter machen und gleichzeitig das Gruppenspiel spannender – ein klares Signal, dass jedes Tor zählt.
Die Rangliste wird nach Punkten, dann nach Tordifferenz und zuletzt nach erzielten Toren gebildet. Klingt einfach, doch in der Praxis kann das zu überraschenden Wendungen führen, wie das Turnier am Mittwochabend eindrucksvoll demonstrierte.
Der dramatische 26. Juni: Wie Georgien das Ticket holte
Um 18 Uhr ging das Spiel zwischen Georgien und Portugal los. Trotz einer frühen Führung der Portugiesen drehte das georgische Team das Spiel und erzielte in der 73. Minute das 1:1. Vier Minuten später ging die Entscheidung zu Gunsten Georgiens, als das Elfmeterschießen in der Nachspielzeit misslang. Die zweiten Tore dominierten das Finale: 2:0 – und damit ein historischer EM‑Debüt.
Gleichzeitig stand Niederlande mit vier Punkten und einer Tordifferenz von 0 an Tabellenspitze, dicht gefolgt von Slowakei. Slowenien brachte mit drei Punkten und einer neutralen Bilanz ebenfalls die Qualifikation ein.
Das Ergebnis von Georgien zwang die Rangliste jedoch ins Schwanken: Ungarn, das bis zu diesem Moment noch Hoffnung hatte, fiel auf den fünften Platz zurück – nicht wegen fehlender Punkte, sondern wegen einer schlechteren Tordifferenz von -3 gegenüber 0.
Warum Ungarn trotz gleicher Punkte ausschied
Ungarn hatte in der Gruppe A gegen Deutschland, die Schweiz und Schottland drei Punkte erzielt, genau wie Slowenien. Doch während die Slowenen ihr Torverhältnis von 2:2 halten konnten, kampfte die ungarische Mannschaft mit einer Bilanz von 2:5. Das bedeutete eine Differenz von minus drei Toren – genau das Kriterium, das die UEFA in der Rangliste vorrangig berücksichtigte.
„Wir haben alles gegeben, aber im Fußball entscheidet manchmal ein einziges Gegentor“, sagte Zsolt Lőrincz, Präsident des Ungarischen Fußballverbands, nach dem Spiel. „Die Regelung war klar, wir müssen das akzeptieren, aber wir fühlen den Schmerz.“
Die Situation war für die ukrainische Mannschaft ebenso verwirrend. Mit drei Punkten und einer ausgeglichenen Tordifferenz schien die Ukraine besser gestellt – doch das komplexe Ranking führte dazu, dass sie ebenfalls nicht weiterkam, weil vier bessere Drittplatzierten Vorrang hatten.
Reaktionen aus den betroffenen Verbänden
Das georgische Team feierte in der Pressemitteilung die "historische Leistung" und wies darauf hin, dass die Qualifikation den Fußball im Land nachhaltig stärken werde. Der Trainer, Giorgi Kiknadze, betonte nach dem Spiel: „Wir haben gezeigt, dass wir auf höchstem Niveau kämpfen können. Das nächste Spiel gegen Spanien wird ein weiterer Test.“
Die ungarische Seite reagierte mit gemischten Gefühlen. Während der Bundesligatrainer Marcel Koller die Leistung seiner Spieler lobte, kritisierte er die neue Regel als „zu hart“, weil sie Teams mit identischer Punktzahl benachteilige.
Auch die UEFA verteidigte das System und verwies darauf, dass die Kriterien bereits vor Turnierbeginn transparent kommuniziert worden seien. In einer offiziellen Stellungnahme hieß es: „Der Fokus liegt auf fairem Wettbewerb. Jeder wusste, dass Tordifferenz das entscheidende Kriterium sein wird.“
Auswirkungen auf die K.O.-Phase und Ausblick
Mit dem Einzug der vier Drittplatzierten – Niederlande, Georgien, Slowakei und Slowenien – stehen die Achtelfinal-Begegnungen fest:
- Niederlande trifft auf Rumänien.
- Georgien spielt gegen Spanien.
- Slowakei trifft England.
- Slowenien duelliert sich mit Dänemark.
Für die ausgeschiedenen Teams bedeutet das nun Saisonstrategie und mögliche Neuausrichtung. Ungarn plant bereits, die Trainerstaffel zu überarbeiten und die Spielphilosophie für die nächste Euro‑Qualifikation anzupassen. „Wir wollen aus der Enttäuschung lernen und stärker zurückkommen“, versicherte Lőrincz.
Die EM‑2024 geht nun in die Finalphase, und die Überraschungen sind noch lange nicht vorbei. Wer weiß, ob Georgien, das als Außenseiter gilt, das spanische Traumpaar überraschen kann? Und ob die Niederlande ihren Wutanfall im Achtelfinale zügeln werden? Die Fans dürfen gespannt bleiben.
Häufig gestellte Fragen
Wie wurden die vier besten Drittplatzierten ermittelt?
Die UEFA verglich zunächst die Punkte aller Drittplatzierten. Bei Gleichstand folgte die Tordifferenz, dann die Anzahl erzielter Tore. Für die EM 2024 kamen nur die vier Teams mit dem besten Ergebnis dieser drei Kriterien weiter.
Warum kam die Ukraine trotz guter Bilanz nicht weiter?
Die Ukraine hatte zwar drei Punkte und eine ausgeglichene Tordifferenz, aber vier andere Drittplatzierte erzielten ein besseres Ergebnis nach den festgelegten Kriterien. Das Ranking ließ die Ukraine daher außen vor.
Wie wirkt sich die neue Regelung auf zukünftige Turniere aus?
Durch die Begrenzung auf vier Drittplatzierte werden Gruppenspiele noch intensiver, da jedes Tor stärker ins Gewicht fällt. Experten erwarten, dass andere Verbände das Modell beobachten und ggf. übernehmen werden.
Was bedeutet die Qualifikation für Georgien für den Fußball im Land?
Der Einzug in das Achtelfinale markiert den ersten EM‑Teilnahmeerfolg Georgiens. Das löst eine Welle von Investitionen in Nachwuchsprogramme aus und stärkt das nationale Selbstbewusstsein.
Wer sind die Favoriten für das Achtelfinale?
Spanien, England und Rumänien gelten als klare Favoriten, während die Drittplatzierten wie Georgien oder Slowenien als mögliche Überraschungspakete angesehen werden.