Eine Minute, zwei Tore, ein dickes Ausrufezeichen: Österreich gewinnt in Zenica 2:1 und beweist in der WM-Qualifikation 2026 Nervenstärke. Nach einer chancenarmen ersten Hälfte entschied die Mannschaft das Spiel mit Tempo, Zielstrebigkeit und klaren Aktionen im zweiten Durchgang. Vor 11.700 Zuschauern im Bilino-Polje-Stadion drehte das Team den Kampf um Zentimeter und Zweikämpfe auf seine Seite – und festigte mit nun 12 Punkten Platz zwei der Gruppe.
Das Ergebnis passt zur Serie: vier Siege am Stück, dazu das Gefühl, in engen Spielen einen Gang hochschalten zu können. Trotz mehr Abschlüssen der Gastgeber blieb Österreich effizienter, abgeklärter und defensiv stabil, als es am Ende zählen musste.
Spielverlauf und Schlüsselmomente
Die erste Halbzeit war ein Abtasten mit ordentlich Reibung. Viele Duelle im Mittelfeld, wenig Raum, kaum klare Abschlüsse. Österreich suchte das frühe Pressing und den schnellen Pass in die Spitze, Bosnien-Herzegowina lauerte auf Umschaltmomente über Ermedin Demirović und den 39-jährigen Edin Džeko. David Alaba führte die österreichische Viererkette ruhig und kompromisslos, lenkte seine Nebenleute und löste Drucksituationen mit Übersicht. Nach 45 Minuten stand es 0:0 – leistungsgerecht.
Dann fiel der Knoten. In Minute 49 traf Marcel Sabitzer mit rechts aus dem Zentrum ins linke obere Eck. Ein Abschluss mit Ansage: kurzer Antritt, ein Kontakt, trocken verwandelt. Die Führung hielt allerdings nur 60 Sekunden. Direkt nach Wiederanpfiff konterte Bosnien-Herzegowina über Demirović, der Džeko in Szene setzte. Der Routinier traf aus ähnlicher Position mit rechts – 1:1 in Minute 50, das Stadion kochte.
Österreich brauchte einen Moment, um den Schock abzuschütteln, blieb aber im Plan. Der Ball lief wieder flach und schnell, die Abstände stimmten, die zweite Welle kam nach. In der 65. Minute setzte Marko Arnautović im Strafraum clever den Körper ein und legte auf Konrad Laimer ab. Der Mittelfeldmotor schloss mit links trocken in den linken Winkel ab – 2:1. Ein Treffer, der Timing und Mut vereinte.
Danach verteidigte Österreich diszipliniert. Die Außen rückten enger ein, das Zentrum blieb dicht, Fouls wurden notfalls klug gezogen. Alaba ging nach 78 Minuten vom Feld – bis dahin eine ordentliche Schicht, viel Kommunikation, viele kleine, aber wichtige Korrekturen. Bosnien warf in der Schlussphase alles nach vorn, kam aber selten sauber durch. Österreichs Abschlussqualität machte den Unterschied: vier Schüsse aufs Tor, zwei Treffer – das ist die Quote, die Auswärtsspiele entscheidet.
Die Zahlen erzählen die gleiche Geschichte. Österreich hatte 57 Prozent Ballbesitz, aber weniger Abschlüsse (9) als Bosnien (14). Die Gastgeber brachten jedoch nur drei Schüsse auf den Kasten, Österreich vier. Ecken: 3:2 für Bosnien. Fouls: 21:16 gegen Österreich. Es war intensiv, eng, aber kontrolliert genug, um die Punkte mitzunehmen.
Bedeutung des Sieges und Ausblick
Dieser Sieg wirkt größer als drei Punkte. Er bestätigt die Linie: klare Rollen, hohe Laufbereitschaft, eine Achse, die trägt. Sabitzer setzt Zeichen in den entscheidenden Zonen. Laimer verbindet Defensive und Offensive, läuft Lücken zu und stößt selbst hinein. Arnautović hat sich sichtbar in die Rolle des Vorbereiters gefügt – weniger Spektakel, mehr Wirkung. Und Alaba gibt der Abwehr Struktur und Ruhe.
Für Bosnien-Herzegowina bleibt es bitter: mehr Abschlüsse, starker Start in Halbzeit zwei, aber zu wenig Präzision im letzten Drittel. Džeko zeigt, warum er auf diesem Level weiter gefährlich ist: Timing, Stellungsspiel, ein Abschluss, der sitzt. Demirovićs Tempo brachte Österreich immer wieder in Rückwärtsbewegung – doch die Unterstützung aus dem Mittelfeld kam nicht konstant genug.
Im größeren Bild festigt Österreich eine gute Ausgangslage. In UEFA-Qualigruppen führt meist der direkte Weg über Platz eins zur Endrunde, Platz zwei hält die Playoff-Tür offen. Wer solche Auswärtsspiele zieht, sammelt nicht nur Punkte, sondern Vertrauen. Genau das spürt man mittlerweile: ein Team, das unter Druck nicht flattert, sondern Lösungen findet.
Bemerkenswert ist auch die Anpassungsfähigkeit: Als Bosnien nach dem 1:1 höher presste, reagierte Österreich mit mehr Direktheit und flachen, schnellen Pässen hinter die erste Linie. Als die Räume enger wurden, holte das Team Standards heraus, zog Fouls, unterbrach das bosnische Tempo. Kleinigkeiten, die Spiele kippen lassen.
Die Kulisse in Zenica tat ihr Übriges. 11.700 Fans, viel Lautstärke, viel Energie. Genau in so einer Atmosphäre musst du standhalten, wenn du ein Ticket für ein Weltturnier willst. Österreich tat das – und mehr. Das Ergebnis ist nicht nur ein Auswärtssieg, sondern ein Fingerzeig an die Konkurrenz, dass diese Mannschaft auch an schwierigen Abenden Wege findet.
Wichtige Eckdaten im Überblick:
- Datum und Ort: 9. September 2025, Zenica (Bilino Polje)
- Ergebnis: Bosnien-Herzegowina – Österreich 1:2
- Torschützen: Sabitzer (49.), Džeko (50.), Laimer (65.)
- Vorlagen: Demirović für Džeko; Arnautović für Laimer
- Ballbesitz: 57 Prozent Österreich, 43 Prozent Bosnien
- Abschlüsse: 14 (3 aufs Tor) Bosnien; 9 (4 aufs Tor) Österreich
- Ecken: 3:2 für Bosnien
- Fouls: 21 Österreich, 16 Bosnien
- Zuschauer: 11.700
- Österreichs Form: vier Pflichtspielsiege in Serie
- Tabelle: Österreich mit 12 Punkten auf Rang zwei der Gruppe
Die nächsten Wochen bringen neue Prüfungen und wenig Luft zum Atmen. Der Rhythmus bleibt eng, die Reisestrapazen sind real. Umso wertvoller ist dieser Abend in Zenica: Er liefert Ruhe, Selbstvertrauen und die Gewissheit, dass die Hierarchie im Team steht. Wenn die Achse weiter so trägt und die Bank verlässlich Minuten liefert, bleibt Österreich auf Kurs.